Betriebshelfer: Ich liebe es draußen in der Natur zu sein und mit den Kühen zu arbeiten

Sophie Müller ist seit August 2020 Betriebshelferin beim Maschinenring Weißenburg-Gunzenhausen. Wir haben sie auf ihrem derzeitigen Einsatzbetrieb besucht und dort mit ihr über den Beruf Betriebshelfer geplaudert.

Du bist nicht direkt Betriebshelferin geworden. Es ist eher auf Umwegen passiert. Warum hast du nun diesen Beruf ergriffen?
Ich bin mit der Landwirtschaft aufgewachsen und habe schon immer im elterlichen Betrieb geholfen. Dann habe ich aber als Fleischfachverkäuferin gearbeitet und war mit dem Beruf nicht wirklich zufrieden. Meine Schwester hat als Betriebshelferin gearbeitet. Und da habe ich gedacht, dass es auch was für mich sein könnte. Nach der abgeschlossenen Ausbildung zur Landwirtin bin ich dann direkt als Betriebshelferin eingestiegen.

Und was fasziniert dich an dem Beruf?
Ich bin viel draußen in der Natur und kann mit den Tieren – vor allem mit den Kühen – arbeiten. Es ist sehr abwechslungsreich. Ich lerne viele verschiedene Menschen und Betriebe kennen, viele unterschiedliche Arbeitsweisen und Maschinen. So eine Vielfalt bekommt man nicht zu sehen, wenn man nur auf einem Hof angestellt ist. Und vor allem hilft man den Leuten – oft in schwierigen Situationen – ihren Hof zu erhalten.

Genau, du kommst ja nicht nur auf einen Betrieb, sondern in eine Familie. Welche Rolle nimmst du dann als Betriebshelferin ein?
Normalerweise wird man sehr in die Familie integriert. Der Betriebshelfer vertritt den Landwirt oder die Landwirtin und unterstützt die Familie auch bei einem Schicksalsschlag. Man redet viel mit den Menschen und versucht sich auch zu integrieren, damit sie die Lücke nicht so spüren. Es entwickeln sich auch immer wieder Freundschaften daraus und man wird zu Feiern außerhalb des Einsatzes eingeladen.

Was für Eigenschaften als Mensch – außerhalb den fachlichen Kenntnissen – sollte man mitbringen, wenn man Betriebshelfer werden will?
Auf jeden Fall Freundlichkeit und Empathie. Man sollte auch nichts persönlich nehmen und die eigene schlechte Laune nicht auf dem Betrieb auslassen. Professionelles Verhalten und Rücksicht ist in vielen Situationen sehr wichtig.
Wenn du gerade mit einem schlimmen Schicksalsschlag konfrontiert bist, dann muss man auch abschalten können und diese Probleme nicht zu seinen eigenen machen.

Wird der Beruf auch entsprechend geschätzt?
Von den Landwirtsfamilien auf jeden Fall, die wissen einfach wie schwer diese Arbeit ist und sind sehr dankbar für die Hilfe. Nach Außen ist jedoch der Beruf mit der Landwirtschaft verbunden und diese erfährt gerade in der Bevölkerung nicht viel Anerkennung und Wertschätzung. Es fehlt an Verständnis von den Nicht-Landwirten und an Vertrauen, dass wir doch auch das Beste für die Tiere und die Menschen wollen. Wir sind alle sehr gut ausgebildet und wollen qualitativ gute Lebensmittel produzieren. Wir wollen dafür aber auch entsprechend entlohnt werden. Gut ist leider nicht immer günstig und das drückt sich aber auch in der Wertschätzung der Bevölkerung aus.

Wo du es schon sagst: Gut ausgebildet: Die Technik auf den Betrieben ist ja sehr unterschiedlich. Wie schaffst Du es Dich da zurecht zu finden?
Jeder neue Einsatzort ist erstmal eine Herausforderung. Man muss herausfinden, wie alles funktioniert. Und hat natürlich auch anfangs Angst, die falschen Knöpfe zu drücken. Aber das muss man überwinden. Ich stelle auch immer viele Fragen und nach ein paar Tagen sitzen die Handgriffe und ich werde sicherer. Du darfst nicht zu lange zögern. Auf dem Betrieb fehlt eine Fachkraft und du muss sie so gut es geht ersetzen, damit die Arbeiten weitergehen können.

Da muss man ja ganz schön flexibel sein und wird oft ins kalte Wasser geschmissen. Ist es so eine kleine Schattenseite Deines Berufes?
Vielleicht ein bisschen, aber im Grunde ist man in die Abläufe schnell integriert. Man muss offen und bereit sein, immer was Neues zu lernen und sich an die Gegebenheiten anpassen können. Dann geht es schon.
Was für mich nachteilig ist, dass man einfach immer wieder auch am Wochenende arbeiten muss. Du hast im Privaten nicht mehr so viel Flexibilität. Die Tiere müssen auch am Wochenende versorgt werden. Aber wenn man selber einen Betrieb hat, ist es nichts anderes und damit muss man zurechtkommen.

Ist das eventuell einer der Gründe, warum sich so wenige für den Beruf entscheiden?
Das kann vielleicht sein, aber auch der Wandel in der Landwirtschaft spielt da eine Rolle. Die Landwirte stehen vor großen Herausforderungen: Um rentabel zu sein, werden die Betriebe immer größer und brauchen dann die ausgebildeten Landwirte selbst in den Betrieben.

Beobachtest du diesen Wandel, wenn du im Landkreis unterwegs bist?
Ja, immer wieder. Viele Landwirte hören auf. Entweder, weil sie keinen Nachfolger haben oder weil die Arbeit immer schwerer wird. Viele Auflagen, wenig Wertschätzung – da geht man lieber acht Stunden in eine Fabrik oder ins Büro arbeiten und hat danach seine Freizeit.

Denkst du, dass die Digitalisierung den Landwirten die Arbeit nimmt?
Nein, das glaube ich nicht. Vor allem in den Viehbetrieben wird es nicht der Fall sein. Da ist das menschliche Auge für die Überwachung nötig. Durch die Maschinen kann man sich die Arbeit vielleicht flexibler gestalten, aber es wird nicht weniger. Durch die Digitalisierung verändern sich die Aufgaben nur.

Danke Sophie für deine Offenheit!

Kontakt

Richard Ortner

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