Energiespartipps für die Landwirtschaft

 

Übersicht
Egal ob Gas, Öl, Pellets, Scheitholz oder Strom – Die Energieversorgung in Deutschland ist durch die aktuelle Energiekrise deutlich teurer als in den vergangenen Jahren. Gerade landwirtschaftliche Betriebe haben einen hohen Energiebedarf und sind daher von Preissteigerungen besonders betroffen. Energieeinsparungen, Effizienzsteigerungen und die Erzeugung von eigener Energie können den Kostendruck für landwirtschaftliche Betriebe reduzieren und dauerhaft die Existenz und Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Mit deutlich steigenden Energiepreisen rückt die Energieeinsparung zunehmend in den Fokus. So können sich Maßnahmen in energiesparende Prozesse oder Anlagen teils schon nach wenigen Monaten lohnen. Im Artikel werden 10 Energiespartipps aufgeführt, mit denen landwirtschaftliche Betriebe ihren Geldbeutel und die Umwelt entlasten können.

Tipp 1: Motoren – Auf die höchste Effizienzklasse achten
In landwirtschaftlichen Betrieben sind zahlreiche Elektromotoren im Einsatz, zum Beispiel bei Futtermühlen oder Förderbänder. Die Effizienz von Elektromotoren wird in die Klassen IE0 bis IE5 eingeteilt. Ab Juli 2023 ist die Effizienzklasse 4 bei Neuanschaffungen und Ersatz weitgehend verpflichtend. Um Energie zu sparen, sollte bei einer Neuanschaffung direkt auf die höchste Effizienzklasse IE5 gesetzt werden. Im Vergleich mit dem heute noch oft verbauten IE2-Motor sind Einsparungen über 25 % möglich. Bei diskontinuierlicher Arbeitsweise sorgt außerdem der Einbau einer Drehzahlsteuerung für geringeren Energiebedarf.

Tipp 2: LED-Beleuchtung rechnet sich
Die Beleuchtung auf LED umzurüsten ist eine schnelle und effektive Maßnahme, um die Stromkosten und damit den Energieverbrauch zu senken. Gegenüber alten Leuchtstoffröhren lassen sich etwa 50 % bis 70 % einsparen. Das rechnet sich oft innerhalb weniger Jahre. Daneben ist die regelmäßige Reinigung der Lampen und die Prüfung von Bewegungsmeldern sinnvoll. Räume mit einem frischen weißen Anstrich erscheinen deutlich heller, unter Umständen lassen sich auch damit die Beleuchtungszeiten reduzieren.

Tipp 3: Vorkühler und drehzahlgeregelte Vakuumpumpe bei der Milchgewinnung einsetzen
In der Innenwirtschaft hat die Milchkühlung den höchsten Strombedarf. Ein Vorkühler kann den Energieverbrauch um 40 % bis 60 % senken und als Nebenprodukt noch Reinigungs- und Tränkewasser vorwärmen. Drehzahlgeregelte Vakuumpumpen können gegenüber konventioneller Technik 30 % bis 50 % Strom einsparen. Um den Energiebedarf zeitlich zu entkoppeln und besser an die schwankende Erzeugung von erneuerbarem Strom anzupassen, bietet sich ein Eiswasserspeicher an.

Tipp 4: Energie möglichst selbst erzeugen
Landwirtschaftliche Betriebe sind durch große Dachflächen und recht hohe Strombedarfe sehr gut geeignet sich selbst mit Strom aus Photovoltaikanlagen zu versorgen. Das reduziert
CO2-Emissionen und spart hohe Stromkosten. Zusammen mit einem richtig dimensionierten Batteriespeicher können so Autarkiegrade von bis zu 90 % erreicht werden. Bei besonders guter Lage mit hohen mittleren Windgeschwindigkeiten (größer
5 m/s) sind auch kleine Windenergieanlagen denkbar. Bis zu 10 Metern Bauhöhe sind diese sogar baugenehmigungsfrei.

Tipp 5: Den Reifendruck aktiv regeln
Passender Reifendruck bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen spart bis zu 10 % Diesel und reduziert den Reifenverschleiß. Straßenfahrten mit dem Traktor sollten mit höherem Druck von 1,5 bis 2 bar erfolgen. Auf dem Feld sorgt ein geringer Druck von etwa 0,8 bar neben der Kraftstoffeinsparung für weniger Bodenverdichtung, mehr Wasserhaltefähigkeit und damit mehr Ertrag. Wichtig ist auch ein gutes Reifenprofil, das für eine gute Reifen-Boden-Verzahnung und geringen Schlupf sorgt. Für die Druckanpassungen sind automatische Reifendruckregelanlagen sinnvoll, die entweder bereits verbaut sind oder nachgerüstet werden können. 30 % dieser Investitionskosten sind als Einzelmaßnahme über das Bundesprogramm Energieeffizienz bei Antrag bis zum 29. Juni 2023 förderbar (www.ble.de).

Tipp 6: Gute landwirtschaftliche Praxis
Durch Wissen und Können des Fahrers lassen sich bis zu einem Viertel des Kraftstoffs einsparen. Dazu trägt die regelmäßige Reinigung des Kühlers und der Wechsel von Luft-, Diesel- und Ölfiltern bei, ebenso wie eine niedertourige Fahrweise. Außerdem sollte auf die richtige Ballastierung geachtet werden.
Nach Möglichkeit sollte die Schleppergröße den Anbaugeräten entsprechen und der Schlaggröße angepasst sein. Unnötige Leerlaufstunden sind zu vermeiden. Arbeitsgänge, wie die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und Düngung oder auch die Saatbettbereitung mit gleichzeitiger Saat sollten kombiniert werden. Ebenso fördert eine weniger intensive Bodenbearbeitung die Bodengesundheit und spart Energie. Eine um wenige Zentimeter geringere Arbeitstiefe spart 10 % Diesel. Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht unnötige Arbeitsüberlappungen, teilflächenspezifisches Arbeiten und damit eine Einsparung von Energie und Ressourcen.

Tipp 7: E-Mobilität: Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Der effizienteste Antrieb ist der Elektromotor. Dessen Wirkungsgrad liegt bei 95 % im Vergleich zum Dieselmotor mit etwa 30 %. Elektrisch betriebene Fahrzeuge lassen sich auf dem Hof im kleineren Leistungsbereich integrieren. Es werden E-Hoflader, E-Teleskoplader und E-Futtermischwagen für die Innenwirtschaft angeboten. Auch Futterschieber, Reinigungsroboter, Hackroboter am Feld etc. können elektrische Alternativen sein. Die E-Kleintraktoren stehen bei den ersten Herstellern in den Startlöchern. Nachdenken sollte man über die Anschaffung eines Elektroautos – ob als E-Betriebsauto oder auch privat. Steht Eigenstrom aus einer PV- oder Biogasanlage zur Verfügung, amortisiert sich die Investition in die E-Mobilität schneller. Beim Kauf von elektrifizierten Landmaschinen sind 40 % der Mehrkosten im Vergleich zum Verbrennermodell über das Bundesprogramm Energieeffizienz förderbar (www.ble.de).

Tipp 8: Die Brennstoffqualität von Holz ist entscheidend
Im häuslichen Bereich wird die meiste Energie für das Heizen, also die Bereitstellung von Heizwärme und Warmwasser aufgewendet. Viele landwirtschaftliche Betriebe nutzen Holz als Brennstoff, um die nötige Wärme nachhaltig, unabhängig und regional selbst bereitzustellen. Egal welche Heiztechnik verwendet wird, sollte beim Brennstoff besonders auf die Qualität geachtet werden, um die Energie effizient zu nutzen. Allein durch eine sachgerechte Trocknung von 30 auf 15 % Wassergehalt ergibt sich eine Steigerung von über 25 % des nutzbaren Energiegehalts.

Tipp 9: Hydraulischer Abgleich bei der Heizung
Eine einfache und vergleichsweise kostengünstige Methode zur möglichen Energie- und damit Kosteneinsparung ist der hydraulische Abgleich des Heizsystems. Dabei werden die Heizlasten der einzelnen Räume berechnet und darauf basierend die benötigten Wärmemengen angepasst. So können alle Heizkörper die nötige Wärme abgeben, die Ventile schalten exakt und Energieverluste an der Umwälzpumpe werden vermieden. Ein korrekt durchgeführter hydraulischer Abgleich kann den Energieverbrauch um bis zu 15 % senken.

Tipp 10: Kaminöfen richtig bedienen
In vielen Haushalten wird mit Kaminöfen geheizt. Die richtige Bedienung des Ofens sorgt für hohe Energieeffizienz und geringe Emissionen. Beispielsweise führt ein korrektes Beladen der Brennkammer mit Holz oder die richtige Einstellung der Luftzufuhr zu geringem Ausstoß von noch unverbrannten Gasen durch den Kamin. So geht möglichst wenig Energie verloren. Nach dem Erlöschen des Ofens sollte die Luftklappe geschlossen werden, damit die gerade erzeugte Wärme nicht übermäßig durch den Kaminzug entweicht. Diese Verluste lassen sich durch Schließen der Lufteinstellung simpel und mit einem Handgriff vermindern. Öfen mit einer automatischen Steuerung reduzieren diese Bedienfehler.

Energieberatung für Landwirtschaftliche Betriebe
Ob Biomasse, Sonne oder Wind – wichtige Energien der Zukunft werden weitestgehend im ländlichen Raum erzeugt. Die Flächen der Land- und Forstwirtschaft sind damit Motor für eine regenerative Energieerzeugung. LandSchafftEnergie berät und informiert rund um die Energiewende im ländlichen Raum Bayerns. Dabei stehen das Einsparen und die effiziente Nutzung von Energie sowie der Einsatz von Erneuerbaren Energien im Mittelpunkt. Mit Anlaufstellen am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und C.A.R.M.E.N. e. V. in Straubing informieren die Fachexpertinnen und Fachexperten produktneutral und kostenlos im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

Autoren: Rita Haas | Simon Lesche | Daniel F. Eisel
LandSchafftEnergie am Technologie- und Förderzentrum
Tel.: 09421/300-270
landschafftenergie@tfz.bayern.de